Fussball WM in Russland
Am 14. Juni beginnt die Fussball-WM. Alle blicken gespannt auf Russland. Wird Russland ein guter Gastgeber sein? Haben sie die wichtigsten Herausforderungen wie die Sicherheit, Transport, Abfall, Diversität und Inklusion im Griff. Und was bleibt nach der WM für ein kulturelles Erbe übrig? Rolf Schwery ist gerade aus Moskau zurück und wagt eine erste Einschätzung.
Stadien
Russland tut alles, um ein guter Gastgeber zu sein. Im Vorfeld wurde kein Aufwand gescheut, um die zwölf Stadien auf den aktuellsten Stand zu bringen. Die Frage bleibt, was mit den Stadien passiert, wenn die WM vorüber ist. Die meisten Stadien werden weiter von dem lokalen Clubs genutzt. Können die Stadien in dieser Grösse auch wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden? Ausser der Stadien in Moskau und vielleicht auch Petersburg sind Zweifel angezeigt. Vor allem wenn der lokale Club, wie in Kaliningrad, in der 2. Liga spielt.
Transport
Russland folgt dem guten Beispiel aus der Schweiz und Österreich von 2008, als für Tickethalter der Transport auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln inklusive der nationalen Zugverbindungen gratis waren. Frankreich hatte dieses Ziel an der EURO 2016 nicht erreicht obwohl SNCF offizieller Sponsor war. Chapeau, dass Russland unserem guten Beispiel gefolgt ist!
Sicherheit
Die Sicherheitsvorschriften wurden während den Spielen noch verschärft. Russland kennt seit den verschiedenen Attentaten bereits vorher schon viele Einschränkungen. Die Präsenz der Sicherheitskräfte am Flughafen, an den Bahnhöfen, bei den Stadien und allen grösseren Plätzen ist enorm. Neu müssen sich alle ausländischen Besucher innert 3 Tagen bei einem Büro registrieren lassen. Wer im Hotel haust, für den erledigt es die Administration. Bei Verstössen droht die direkte Ausweisung. Meine Erfahrungen zeigen aber, dass es nicht so strikt gehandhabt wird.
Diversität
Die Mehrheit der Russen glauben immer noch, dass Homosexualität eine Anomalität ist, welche es zu heilen gilt. Jegliche Form der Promotion einer anderen Lebensform wird untersagt und ist unter Strafe gestellt. In den grossen Agglomerationen von Moskau und St. Petersburg gelten aber viel largere Regeln als in anderen Städten und auf dem Land.
Abfall
Die Trennung von Abfall ist immer noch eine grosse Herausforderung für Russland. Die billigen Rohstoffe und die fehlenden Verarbeitungszentren sind schuld daran. Für die WM wird sich kaum daran etwas ändern. Der meiste Müll endet in der Verbrennungsanlage, wenn nicht sogar auf Müllhalden. Die Initiative von Putin 24 Verarbeitungszentren zur getrennten Abfallverwertung wird erst 2024 umgesetzt.
Inklusion
Russland kennt ein sehr strenges Gesetz, welches die Schulen, Geschäfte und private Institutionen dazu zwingt, den Zugang für Menschen mit einer Behinderung sicherzustellen. In Windeseile werden überall Rollstege, Lifte und andere Hilfsmittel installiert. Die Metro, das Haupt-Transportmittel ist aber immer noch zum grossen Teil nicht rollstuhlgängig. Die Gesetze gelten offensichtlich mehr für die kleinen Fische als für die Grossen.